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Wer spendet, möchte dies in der Regel dort tun, wo sichergestellt ist, dass das Geld auch ankommt. Aber wie soll man das von außen beurteilen, darüber hinaus wissen, ob die auserkorene Hilfsorganisation auch tatsächlich Probleme wirksam löst? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht, wohl aber Indizien und Erfahrungswissen. Die lauten manchmal allerdings anders, als ein wohlmeinender Spender es annimmt. Deshalb beleuchten wir hier auch so einige Mythen des Spendenwesens - vor allem im Bereich der internationalen Hilfe. Ich schreibe das, weil ich über 20 Jahre in der humanitären Hilfe gearbeitet, viele gemeinnützige Organisationen begleitet habe um wirksamer zu werden und heute Beirätin von bcause bin.
 

Warum nicht alle Verwaltungskosten “schlechte Kosten” sind

Wir kennen den Claim “100% Deiner Spende kommt an”. Das meint: Möglichst wenig Verwaltungskosten und am besten keine Abzüge, denn das Geld soll denjenigen zugute kommen, die es am Dringendsten brauchen. Diese Vorstellung ist erst einmal völlig nachvollziehbar. Zur selben Zeit ist der Anspruch an gemeinnützige Organisationen hoch: Sie sollen gut geführt, transparent und wirksam sein. Sie sollen effizient und mit ausgebildetem Personal arbeiten.

Ich möchte Dich gern einladen, Dir folgendes vorzustellen: Ein normales Unternehmen bekäme Geld, dürfte davon aber lediglich wenige Produkte herstellen und sie ausliefern. Ein neues IT System, die Miete für Büros und Lagerräume oder Gehälter für Mitarbeiterinnen wären “schlechte Kosten”, weil sie zu Verwaltungskosten zählten. Absurd? Ja! Aber genau diese Logik wird auf gemeinnützige Organisationen angewendet. Verwaltungskosten (also Kosten, die dafür anfallen dass eine gute Arbeit überhaupt möglich wird) werden als “schlechte Kosten” tituliert. Diejenigen Kosten, die in Projekte fließen hingegen als “gute”.

Kaum jemand hinterfragt diese Argumentation. Wie aber soll (auch) eine gemeinnützige Organisation gut geführt werden ohne Grundfinanzierung? Wie ohne zeitgerechte IT Systeme und normale Gehälter? Wer einmal beginnt darüber nachzudenken, wird bald feststellen, dass nicht alle “Verwaltungskosten” schlechte Kosten sind und dass der Prozentsatz dieser (den in Deutschland das DZI mit einem jährlichen Prüfprozess plus Siegel versehen hat) auch nichts damit zu tun hat, ob eine Organisation gute oder weniger gute Arbeit leistet. Dafür müssen wir uns anderer Hinweise bedienen.

Worauf zu achten ist

Natürlich ist bei Spendenorganisationen (wie bei jeder anderen Organisation auch) darauf zu achten, wie und wo das Geld verteilt wird: Das steht außer Frage. Hierzu gibt es von jeder seriösen Organisation einen Jahresbericht und eine Jahresabschlussprüfung. Größere Organisationen publizieren diese in regelmäßigen Abständen, schon allein weil sie dazu vom Finanzamt gemäß der Anerkennung der Gemeinnützigkeit angehalten sind. Das aber macht sie noch nicht wirksam im Sinne ihrer Mission, die sie sich gestellt haben.

Zwei Beispiele, die das erläutern:

  1. Bei plötzlichen Katastrophen erleben wir immer wieder den Aufruf nach Kleider- und Sachspenden, die dann oft
    selbstorganisiert in die betroffenen ausländischen Gebiete gefahren werden (ich spreche hier nicht von Nachbarschaftshilfe!). Wohlmeinend trägt man seine alten Sachen an einen Platz, von dem im ungünstigsten Fall LKW´s aus Deutschland in die betroffenen Gebiete fahren. Was kaum jemand weiß: Solche Sach- und Kleiderspenden kommen so gut wie nie denen zugute, die sie am Dringendsten benötigen. Denn oft gibt es keine klaren Verteilmechanismen vor Ort oder die Hilfe ist nicht in internationale Koordinierung eingebunden (z.B. in diesem GUIDE nachzulesen), der lokale Markt wird überschwemmt und damit weiter geschwächt, Neid und Missgunst können die Folge sein.

    2. In der Entwicklungszusammenarbeit (vormals: Entwicklungshilfe) gibt es immer wieder Menschen aus dem “globalen Norden”, die sich für benachteiligte Menschen im “Süden” einsetzen möchten. Das ist gut und bedarf keiner Rechtfertigung. Was aber oft übersehen wird: Wer aus Deutschland heraus eine Schule im Irak gründet oder sich als jugendlicher Freiwilliger (z.B. mit dem Programm Weltwärts des BMZ) für Arme einsetzen möchte, erreicht oft das Gegenteil. Wenn bewußt wird, dass es ggf. weniger Dankbarkeit gibt als erwartet, wenn die Schule nicht mit den lokalen Gegebenheiten abgestimmt ist, wenn unsere westliche Verbesserungsidee im Kopf vielleicht gar nicht die ist, die langfristig hilft. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wieviele jugendliche “Volunteers” an afrikanischen Schulen unterrichten, ohne auch nur eine einzige Qualifikation dafür vorweisen zu können. Stell Dir vor, ein 18-jähriger Freiwilliger aus Ghana käme in die Schule Deiner Kinder, um zu zeigen, wie guter Unterricht abläuft. Fändest Du das seltsam? Ich fände es in jedem Falle. Darüberhinaus kosten solche Programme viel Geld für die Teilnehmenden. Geld, das anders eingesetzt viel wirksamer werden könnte.

Wirksame Problemlösungen für soziale und gesellschaftliche Probleme zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass das Problem vor Ort erkannt ist und daraus eine eigene Lösung/Hilfe entsteht. Das gilt für Somalia genauso wie für Deine Nachbarschaft. Auf bcause empfehlen wir Organisationen, die keine Lösungen von außen oktroyieren, sondern die ein lokales Management haben, das eingebettet in lokale Gemeinschaft ist und vor allem eng mit der Regierung zusammenarbeitet. Das zeichnet auch diejenigen internationalen Entwicklungsorganisationen aus, die nach diesen Grundsätzen arbeiten. Darüberhinaus schauen wir darauf, ob die Arbeit evaluiert ist. Ob die eigenen Annahmen dargelegt sind und ob das Team dahinter wirklich Expertise hat.

Es müssen gar nicht immer nur Spenden sein

Grundsätzlich sollten wir uns bei all unserer Hilfe fragen: Was wird bewirkt und was kommt am Ende dabei heraus. Das muss nicht immer nur mit Spenden passieren, es kann auch sein, dass eine Organisation Darlehen braucht oder sich als Start-Up aufgestellt hat, welches Finanzierung benötigt. Wichtig ist, dass wir den Organisationen zugestehen, dies selbst zu entscheiden und sie nicht in eine von uns wohlgemeinte Finanzierungsmechanik und Gönnerhaftigkeit zu zwingen.

Verschiedene Zwecke unterstützen.

 

Fazit: Wie finde ich die richtige Organisation?

In akuten Notlagen sind etablierte, internationale Hilfsorganisationen fast immer die schnellsten. Wenn die Erde bebt oder sehr schnell gehandelt werden muss, wissen die humanitären Arme der Vereinten Nationen oder das Internationale Rote Kreuz (IKRK), was zu tun ist. Sie greifen auf Koordinierungsmechanismen und Notfallpläne zurück, die seit Jahrzehnten erprobt sind.

Wer sich an innovativen Lösungen für gesellschaftspolitische Herausforderungen beteiligen möchte oder wer besonders Wirksames unterstützen möchte, sollte neben den in Deutschland etablierten Siegeln und Plaketten (DZI, Phineo, Initiative Transparente Zivilgesellschaft) vor allem darauf achten, dass die Organisation ein Wirkmodell hat, ihre Annahmen beschreiben kann, ihre Mittelverwendung in einem Jahresbericht darlegt, evidenzbasiert arbeitet d.h. Evaluationen vorzuweisen hat und von einem Team geleitet wird, dass tiefe Fachexpertise, Leidenschaft und Managementfähigkeiten vereint. Denn gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

💡 Du weißt noch nicht genau, welche Organisationen du unterstützen möchtest? Dann kannst du auf der bcause Plattform unsere Empfehlungen in kuratierten bcause Stiftungen ansehen und Dich inspirieren lassen. Hier findest Du von uns geprüfte und ausgesuchte Organisationen. Du kannst mit der Allokation Deiner Spende auch warten und trotzdem sofort vom Steuervorteil profitieren. Denn über bcause kannst Du Dein Geld in ein Spendenkonto einzahlen und ganz einfach für den gesamten Betrag eine Spendenbescheinigung erhalten. Die genaue Verwendung Deiner Spende kannst Du dann zu einem späteren Zeitpunkt bestimmen.

 

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Wissen
Susanna Krüger
Artikel von Susanna Krüger
9. Oktober 2023