Sicher ist das einerseits ein gutes Zeichen, andererseits sollten wir umso genauer hinschauen auf den derzeitigen Impact Hype. Auf dem Nachhaltigkeitsforum der Süddeutschen Zeitung in München habe einen Begriff gehört, den ich noch nicht kannte: “Impact Washing”.
Bisher ist mir nur Greenwashing untergekommen. Daher einige Worte zu dem, was wie Impact (positive Wirkung) verstanden werden kann.
Zumindest muss es einmal drei Voraussetzungen erfüllen:
Intentionalität: Es muß gekoppelt sein an eine Finanzanlage
Zusätzlichkeit (additionality): Es muss etwas sein was nicht im regulären Markt eh schon vorhanden ist
Messbarkeit: Es muss klar sein was gemessen wird und was a) zum übergeordneten Ziel von ESG und den Sustainable Development Goals beiträgt b) was sich am Rahmenwerk der EU Taxonomie orientiert (das Risikomanagementsystem für nicht-finanzielle Risiken) und - seit Anfang 2023 - sowohl die Regulierungsvorgabe des CSRD (Corporate Social Responsible Directive) des EU Parlaments anwendet, als auch die Berichtsstandards des ESRS (European Sustainability Responsibility Standard) einhält.
Um es anschaulicher zu machen: Derzeit gibt es lediglich 5% der Artikel 9 Investments der EU, die wirklich in Impact investieren. Vor einem Jahr waren es noch 24%. Warum? Weil wir heute eine viel bessere Trennschärfe haben von fadenscheinigen Reportingmechanismen und dem, was Artikel 9 Fonds der EU wirklich leisten. Sie sind nicht immer Impact Fonds.
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen dass alles Greenwashing ist. Ganz im Gegenteil. Wir haben sehr gute Fortschritte erzielt in den vergangenen Jahren mit Impact Measurement Standards und dem Reportingstandard IRIS+. Auch staatliche Regulatorik hilft, ist aber bei Weitem nicht alles. Deshalb:
Die strenger werdenden Offenlegungsverordnungen sind ein sehr guter Schritt.
Freiwillige Standards sind weiterhin wichtig.
Wir brauchen radikale Transparenz über Daten, denn sonst kann gar kein glaubwürdiges Benchmarking entstehen.
Ich frage mich seit Jahren, warum nicht mehr Leute in das investieren, was ihre Lebensgrundlage ausmacht. Sie haben alte Finanzmuster gelernt, der Markt ist überschwemmt mit Beratern die Eigeninteressen verfolgen, systemisch sind Änderungen überaus schwierig.
Dabei gibt es große Tickets z.B. im Climate Tech Bereich: Apax, PPG, Blackstone: Um nur einige wenige zu nennen. Hier müsste großes Geld fließen, um wirklich große Wirkung zu erzielen.
Impact oder Rendite ist nicht mehr aktuell.
Auch das ESG Narrativ ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, weil es oftmals mit reinen Negativkriterien belegt worden ist. Wir brauchen aber neue Geschichten, neue Erzählungen über die Chancen, die sich auf dem Finanzmarkt auftun Und robustere Daten, die uns zeigen wo es zu investieren gilt. Die gibt es.
Eine unserer nächsten kuratierten Empfehlungen auf bcause werden die Meereswirtschaft betreffen. Algen z.B. speichern wesentlich mehr COs als Bäume, werden aber nicht dementsprechend vermarktet. Just am 5. März haben sich die UN-Mitgliedsstaaten auf ein wichtiges Hochseeabkommen geeinigt. Das heisst: Der rechtsfreie Raum auf offener See gehört der Vergangenheit an.
Ich halte es mit Richard Focken von 12tree “Es gibt gerade eine tolle Energie im Markt”. Das sehe ich auch so. Genau dieses Momentum sollten wir nutzen, aber dabei nicht den Anspruch verwässern, dass diese Finanzanlagen tatsächlich mehr Transparenz, Standards und Vergleichbarkeit erfordern, um Greenwashing zu vermeiden.