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Das Neue Geben - Der bcause Newsletter 09/24

Geschrieben von Felix Oldenburg | Sep 26, 2024 6:59:30 AM

Ausgabe Nr. 6 über Staats-Stiftungen, einem +1%-Pledge und großzügigen Gesten

Einmal im Monat teilt bcause Co-Gründer und Geschäftsführer Felix Oldenburg seine Gedanken und Denkanstöße zu den kleinen und großen Fragen rund um Großzügigkeit, unseren Umgang mit Geld und den vielen Menschen und Organisationen, die unsere Welt verbessern wollen.

Liebe Leser*innen,

“Ich bin erleichtert”, das hört man gerade selten. Ist bei mir aber so. Denn unser Stiftungs-Startup bcause hat von alten und neuen Investor*innen über vier Millionen Euro für das weitere Wachstum erhalten. Das bedeutet für mich und das Team: Genug Zeit, um unsere digitale Revolution des Gebens weiterzuentwickeln. Genug Zeit, um unsere Community von über zweitausend Usern wachsen zu lassen. Genug Zeit, um das Online-Stiften so alltäglich zu machen wie ein Online-Bankkonto.

In meinem Newsletter geht es nur selten um bcause. Dennoch ist es mir heute ein Bedürfnis, den vielen Lesenden danke zu sagen, die mich bei dieser Mission unterstützen.

Viele Grüße,

 

Eine Zahl, die im Kopf bleibt

35 Mrd.

So viel Vermögen hat der größte Stifter in Deutschland in den letzten Jahren gestiftet: Die Bundesregierung. Dazu kommen hunderte Millionen Euro an jährlichen Zuwendungen. Der Stiftungsbericht ist eine faszinierende Quelle. Und aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage kann man lesen, dass Bund und Länder an über einhundert Stiftungen beteiligt sind.

Das ist eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseits sind Stiftungen ideal, um Ewigkeitsaufgaben wie die Folgekosten der Kernenergie zu schultern (der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung KENFO). Andererseits sind Stiftungen auch eine Möglichkeit, wenig transparent außerhalb von Haushalten zu arbeiten.

Ich finde, es ist Zeit dafür, dass wir vor allem mehr private Vermögen aktivieren, um die großen Gemeinschaftsaufgaben zu bewältigen!

 

Eine Person, die mich inspiriert

Tobias Thelen.

Neulich hatte ich im Podcast “Das Neue Geben” Tobias Thelen zu Gast. Er ist Geschäftsführer eines Unternehmens im Medizinbereich - und einer von Hunderten Erben in einem alten Familienunternehmen. Er schildert seine persönliche Geldgeschichte, das Leben unter dem Radar, die jährlichen Familientreffen und wie er mit der Monopoly-Ereigniskarte seines Lebens umgeht “Du erhältst eine Dividende”.

Besonders beeindruckt hat mich die einfache Formel, mit der Tobias sein Engagement wachsen lässt: Er hat sich vor zehn Jahren vorgenommen, jedes Jahr 1% mehr seines Einkommens und seiner Zeit für das Gemeinwohl zu verwenden, inzwischen ist er bei ca. 20%. Damit unterstützt er so unterschiedliche Zwecke wie die Bildung indigener Mädchen in Guatemala, die Integration von Flüchtenden in den Arbeitsmarkt oder nachhaltig bewirtschaftete Wälder.

Zu dem Gespräch passt übrigens auch mein Gastbeitrag im Mannheimer Morgen zu der Frage “Wie bringen wir die Reichen dazu, mehr zu geben, Herr Oldenburg?”

 

 

Eine Idee zum Weiterdenken

 

Großzügige Gesten.

Noch ein Nachschlag zur letzten Ausgabe mit Marlene Engelhorn. Die Süddeutsche Zeitung hatte mich im Sommer nicht nur mit meiner Bewunderung, sondern auch mit Kritik an ihrem Projekt “Guter Rat” zitiert. Marlene lud mich ein, dazu einen Kommentar in einer Spezialausgabe Steuern und Philanthropie der Zeitschrift Alliance beizutragen, die sie betreut. Eine großzügige Geste, finde ich. Die Ausgabe ist hinter einer Paywall, aber gern teile ich den Artikel per Email. Hier ein kleiner Einblick:

  • ”Taxing the rich feels good. It feels right. Especially with the prospect of additional billions to help the less fortunate. Fifteen years ago, I would have agreed. But my perspective has changed …”
  • “Public money cannot do everything … private giving complements rather than substitutes for public funding. Governments, with their budgetary and political constraints, often struggle to fund emerging or niche causes … Philanthropy can take risks and innovate in ways that public funding, bound by majority coalitions, bureaucracy and short-term political cycles, simply cannot.”
  • “… rejecting private philanthropy altogether on accountability grounds is too high a price to pay, given the poor alternatives.”
  • ”Tax incentives for giving should not be seen as a substitute for fair taxation, but as a mechanism to encourage private contributions to the public good. If some of this ends up being somewhat idiosyncratic or even eccentric, that seems to me a reasonable price to pay - and no worse than government funding.”
  • “Tax breaks do not create philanthropists. They do not make anyone richer, they simply amplify a gift.”
  • “As we strive to create a fairer tax system, let us not create a society where people give only because they have to.”

Was denkt Ihr?

Sind Steuern besser als privates Geben oder brauchen wir beides in einer offenen Gesellschaft?