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Das Neue Geben - Der bcause Newsletter 12/24 Giving Tuesday Special

Geschrieben von Felix Oldenburg | Dec 16, 2024 10:27:41 AM

Ausgabe Nr. 9 über Elon Musks Spendenaktion, Gesche Joost und fragwürdige Preise

Einmal im Monat teilt bcause Co-Gründer und Geschäftsführer Felix Oldenburg seine Gedanken und Denkanstöße zu den kleinen und großen Fragen rund um Großzügigkeit, unseren Umgang mit Geld und den vielen Menschen und Organisationen, die unsere Welt verbessern wollen.

Liebe Leser*innen,

der Black Friday liegt hinter uns. Zwei Drittel der Deutschen nutzen ihn und geben meist zwischen €200 und €400 aus. “Menschen, die sich für die Rabattaktion interessieren, verbringen im Schnitt sieben Stunden mit der Suche und dem Kauf von Angeboten”, sagt Bitkom. 

2012 wurde in New York der Giving Tuesday erfunden, um neben den Konsum auch das Geben zu stellen. In den USA geben dreißig Millionen Menschen über drei Milliarden Dollar an diesem Tag. In den letzten Jahren ist er auch nach Deutschland übergeschwappt. Dieses Jahr fällt er auf den 3. Dezember, also auf morgen!

Ja, man könnte auch an jedem anderen Tag spenden. Aber der Black Friday zeigt, wie stark der Eindruck wirkt, was alle anderen tun. Beim Giving Tuesday mitzumachen, trägt dazu bei, das Geben selbstverständlicher zu machen - und das ist dringend nötig, nachdem 2023 das erste Mal weniger als die Hälfte der Deutschen gespendet haben.

Viele Grüße,

 

Eine Zahl, die im Kopf bleibt

1 Mio $.

So viel Geld hat Elon Musk in einer Lotterie jeden Tag unter den Wählern in Swing States verlost, die eine Petition unterschrieben haben, die indirekt Donald Trump unterstützt hat. 75 Mio $ hat der Milliardär insgesamt für den Wahlsieg gegeben - und hat nun angekündigt, das US-Budget seiner neuen Beraterrolle um ein Drittel zu kürzen. Und Musk ist nur einer von so vielen Milliardären wie nie zuvor, die offizielle Regierungsämter erhalten haben.

Ich kann gut verstehen, dass es eine zunehmende Sorge gibt, dass sich reiche Menschen Einfluss auf die Demokratie kaufen. Die Situation ist in Deutschland aber noch komplett anders. Weder Einzelspender noch Stiftungen haben in Deutschland auch nur annähernd die Mittel, um auf diese Art und Weise Politik zu beeinflussen. Aber was in den USA passiert, sollte eine Warnung sein.

Eine Person, die mich inspiriert

Gesche Joost. 

Schon vor dem Bruch der Ampelkoalition gab es an vielen Stellen Einschnitte bei staatlichen Förderungen. Jetzt ist die Situation für viele gemeinnützige Organisationen mit hoher Abhängigkeit vom Staat dramatisch, gerade in Kultur und Demokratieförderung.

Eine Person, die in großer Not eine davon betroffene Organisation übernimmt, ist Gesche Joost. Die Berliner Design-Professorin ist jetzt Präsidentin des Goethe-Instituts und muss dafür sorgen, dass es sich gleichzeitig verändert und neue Finanzierungen aus der Gesellschaft mobilisiert. Ich bin sicher, dass sie das schafft - denn Gesche ist eine der inspirierendsten Personen, die ich kenne. Und sie hat mich in einem denkwürdigen Gespräch 2020 davon überzeugt, die Idee ernst zu nehmen, aus der dann bcause wurde. Das Bild stammt aus dieser Zeit.

 

Eine Idee zum Weiterdenken

 

Fragwürdige Preise.

Letzte Woche wurde der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen. Und diesmal eskalierte die Kritik: Über 100 Preisträger, die für Tickets und Nutzungsrechte zahlen müssen, Ministerien, die fälschlicherweise als Partner genannt werden, und eine Show, die vor allem dem Veranstalter nützt. Mehrere Preisträger, darunter Weleda, haben den Preis dieses Jahr abgelehnt.

Ich hoffe, dass der Preis daraus lernt, denn Nachhaltigkeit braucht Rampenlicht. Aber das Problem ist überall: Mehrmals pro Jahr erhalte ich die Nachricht, irgendeinen Award gewonnen zu haben, für den ich dann zahlen soll. Das sind Marketingaktionen, die einfach nur verwirren. Aber auch alle anderen Preise sollten sich folgende Testfrage stellen, finde ich: Nützt der Preis eher den Veranstaltern und Sponsoren als den Gewinnern, kosten Verwaltung und Gala mehr als die Preisgelder? 

Preise favorisieren einfache Modelle, und sie können vergangene Leistung belohnen. Aber die vielen Startups und Organisationen, die ihre Zeit investieren, um damit am Anfang nach vorne zu kommen, sind besser beraten, diese Zeit zu nutzen, um mit Investoren und Förderern zu sprechen - die sind nämlich meist an der Zukunft einer Idee mehr interessiert als an ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit.