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Das Neue Geben - Der bcause Newsletter 08/24

Geschrieben von Felix Oldenburg | Aug 15, 2024 8:40:34 AM

Ausgabe Nr. 5 über Kontroversen um Feminismus, Marlene Engelhorn und Spenden im Sozialstaat

Einmal im Monat teilt bcause Co-Gründer und Geschäftsführer Felix Oldenburg seine Gedanken und Denkanstöße zu den kleinen und großen Fragen rund um Großzügigkeit, unseren Umgang mit Geld und den vielen Menschen und Organisationen, die unsere Welt verbessern wollen.

Liebe Leser*innen,

Es ist Urlaubszeit - wir tun etwas für uns und unsere Familien, haben mehr Muße als sonst. Wäre jetzt nicht auch die Zeit, über das eigene Geben nachzudenken, statt das in die Hektik des Jahresendes zu quetschen?

Dafür gibt es heute wieder ein paar Anstöße. Ich schicke herzliche Grüße von unserem neuen bcause-Büro am Berliner Kudamm an alle Eure Ferienorte!

Viele Grüße,

 

Eine Zahl, die im Kopf bleibt

Das ist der Anteil der Transaktionen, die bei bcause von Frauen gemacht werden. Viel mehr als auf Online-Spendenplattformen und erst recht als bei traditionellen Stiftungen. Mich interessieren die Gründe dafür: Ist das nur ein Zufallsergebnis? Oder eine Folge der des Wachstums über Netzwerke, das bei bcause stattfindet? Oder sehen wir den Anfang einer digitalen “female philanthropy”? Wie groß ist die “Stifterinnen-Lücke” in Deutschland? Und: Warum bedeutet mehr female philanthropy nicht gleich mehr feminist philanthropy?

Damit möchte ich mich in den nächsten Monaten stärker beschäftigen. Besonders bezüglich der letzten Frage bin ich dankbar für den Impuls von Karin Heisecke. Sie hat die MaLisa-Stiftung von Maria und Elisabeth Furtwängler geleitet, und sie hat auf bcause Empfehlungen für Organisationen zusammengestellt, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Und ich freue mich auf mehr Austausch mit der Stifterin Ise Bosch, deren jährliche Spendenliste zum Thema Geschlechterdiversität und BiPoC  ebenfalls auf bcause ist.   

Was denkt Ihr? Warum engagieren sich so viel mehr Frauen auf bcause, und warum bereutet das nicht automatisch mehr Finanzierung für Organisationen, die sich besonders für Frauen einsetzen?

 

Eine Person, die mich inspiriert

A propos Pionierinnen: In zehn Episoden haben Janina Breitling und ich das “Neue Geben” mittlerweile beleuchtet, mit vielen klugen Menschen diskutiert, wie man mit Geld die Welt verbessern kann. Aber keine Folge hat uns so beschäftigt wie die mit Marlene Engelhorn von letzter Woche. Hier könnt ihr gerne noch reinhören.

Weil der Staat ihr Geld nicht will, sagt die Erbin, hat sie fünfzig Bürger*innen gebeten, 25 Millionen Euro, fast ihr ganzes Vermögen zu verteilen. Und wenn dieses Projekt “Guter Rat” schon radikal ist, legt sie rhetorisch noch nach: “Wie kann ich mir einbilden, besser zu wissen, wohin Geld soll? Das finde ich ekelhaft.” 

Marlene ist in den letzten Monaten viel in der Presse gewesen, hat Bewunderung, aber auch Kritik geerntet. Interviews vermeidet sie inzwischen, deshalb bin ich besonders dankbar, dass sie in unserem Podcast so richtig auspackt. 

Ich bewundere ihre Konsequenz, habe aber auch eine andere Meinung: “Die Existenz von privatem Vermögen ist nicht schon per se Staatsversagen”, zitiert mich hier die schweizerische Wirtschaftszeitung BILANZ . “Privates Geld kann andere Dinge tun als staatliches Geld”.

Und auch auf LinkedIn hat die Episode schon eine kleine Diskussion ausgelöst. Ich freue mich auf weitere Meinungen!

 

Eine Idee zum Weiterdenken

 

Warum spenden Deutsche so viel weniger als ähnlich reiche Gesellschaften? “Wir zahlen doch in Deutschland schon so viel Steuern, deshalb spenden wir weniger als Länder mit weniger Steuern und schwächerem Sozialstaat”. Diese Meinung ist mir in den letzten Jahren so oft begegnet, dass ich recherchiert habe. Gibt es tatsächlich eine Korrelation zwischen Spendenvolumen und Steuerquote, Sozialausgaben oder Pro-Kopf-Einkommen? Dafür habe ich Daten der Weltbank, OECD und den World Giving Index von CAF in eine AI geladen und ein überraschendes Ergebnis erhalten: Es gibt keine Korrelation. 

(Wer es genau wissen will: Eine sehr schwache Korrelation von 0,25 beim Pro-Kopf-Einkommen, eine noch schwächere von -0,15 bei der Steuerquote und 0,01 bei den Sozialausgaben)

Ich bin sicher, diese Analyse kann man noch besser machen, aber es hat offenbar noch niemand versucht. Also Weiterdenken. Und weiter spenden.